Zum 170. Todestag von Friedrich Ludwig Jahn

Im Herbst 1901 wurde auf Initiative des Kamenzer Turnvereins 1846 mit der Anlegung eines Turnplatzes begonnen. Am 25. Mai 1902 erfolgte die feierliche Eröffnung des Areals unweit der Hoyerswerdaer Straße. Neben dem eigentlichen Turnplatz verfügte die Anlage mit ihren ca. 4.600 m² seit Beginn auch über zwei Tennisplätze. Im Winter diente die Fläche bei entsprechenden Temperaturen auch als Eisbahn.

Da sich der Kamenzer Turnverein um das ehrende Gedächtnis Friedrich Ludwig Jahns bemühte, verfolgte er mehrfach eine entsprechende Würdigung des so genannten Turnvaters. Inwieweit sich der Turnverein auch bereits 1904 dafür engagierte, dass die Straße vor dem vereinseigenen Sportplatz zwischen Hoyerswerdaer Straße und der katholischen Kirche im Spittel in Jahnstraße umbenannt wurde, konnte anhand der Quellenlage nicht geklärt werden, beweist aber, dass zumindest Stadtrat und Stadtverordnete einen Zusammenhang zwischen Turnplatz und Straße sahen. Die Errichtung des Jahnsteins auf dem Gelände durch den Turnverein lässt sich demgegenüber zweifelsfrei nachweisen. Mit einem Festakt fand am Nachmittag des 25. Septembers 1908 die Weihe des Gedenksteins statt, für den der Findling von der Schwosdorfer Straße dorthin verbracht wurde und wozu Hüttenwerks-direktor Hentschel, Kupferhammer-Grünthal, das Bronzerelief des Turnvaters gestiftet hatte.

Am 10. August 1928 – und somit am Vorabend des 150. Geburtstages von Friedrich Ludwig Jahn – benannte der Kamenzer Turnverein seinen Turnplatz während einer Feierstunde in Jahnplatz um. Der Turnplatz blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Besitz des Turnvereins. Spätestens 1946 übernahm der Rat der Stadt die treuhänderische Verwaltung des Turnplatzes, um ihn wohl 1949 in den Besitz der Freien Deutschen Jugend (FDJ) zu übergeben. Aufgrund benötigter zusätzlicher Flächen kam es 1959 zur Übertragung des Geländes an den VEB Kraftverkehr Bautzen, der an dieser Stelle seinen neuen Standort mit Werkstätten und Garagen errichten wollte. Zu diesem Zweck wurde nicht nur der Turnplatz (mit den Tennisplätzen) aufgegeben, sondern musste auch der Gedenkstein entfernt werden. Mit Rechnungsdatum vom 28. Juli 1960 wurde dieser auf der damaligen Helmut-Just-Kampf-Bahn – und zwar in der nordöstlichsten Ecke des Platzes, unweit der Abzäunung zur Goethestraße – aufgestellt (Foto 1). Dieser Sportplatz wurde übrigens erst nach Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im März 1991 in Jahn-Sportplatz umbenannt.

Im Jahre 2013 wurde dann der Diebstahl des Bronzereliefs festgestellt. Seit dieser Zeit stand der Stein, der sich nun zusammen mit dem gesamten Sportplatz in Besitz des Landkreises befand, verwaist.

Der Initiative von Gernot Dietze und einer Anregung des Geschäftsführers des Sachsen Fahnen GmbH & Co. KG,  Jürgen Ruhland, folgend und um diesem Zustand ein Ende zu setzen, nutzte die Stadtverwaltung Kamenz im Zusammenhang mit der baulichen Erweiterung der Lessingschule die Gelegenheit, den Stein passenderweise vor die (alte) Turnhalle des Gymnasiums an die Henselstraße aufzustellen. Ermöglicht wurde dies durch eine Nachbildung des ursprünglichen Reliefs von Friedrich Ludwig Jahn durch die Bildhauerin Juliane Uebe und durch die großzügige Spende der Sachsen Fahnen GmbH & Co. KG.

Damit steht der Stein, jetzt wieder vervollständigt, am neuen Ort (Foto 3 und 4).

Thomas Binder Stadtarchivar

Zurück