Städtepartnerschaft neuen Schwung geben

Ja, es sind reichlich 550 Kilometer, die zwischen den Partnerstädten Kamenz und Alzey liegen. Das sind ca. sechs Stunden Fahrt ohne Unterbrechungen, wenn man durchfahren würde und alles auf der Autobahn läuft. Und das sieht sofort anders aus, wenn eine dreispurige Autobahn kurzzeitig auf eine Spur reduziert wird.

Bild 1: Kamenzer Delegation vor dem Alzeyer Wahrzeichen mit Kamenz-Wappen Bild 2: Der Alzeyer Nymphenstein: Geburtsurkunde und Wunschbrunnen - Hier wird Alzey erstmalig (223 n. Chr.) namentlich erwähnt.

Nichtsdestotrotz gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Kamenz und Alzey seit nunmehr 34 Jahren, d.h. 2025, im 800. Jahr der urkundlichen Ersterwähnung von Kamenz als städtische Siedlung, wird die zwischen den Städten gepflegte Partnerschaft ihr „halbrundes“ 35-jähriges Bestehen begehen. Die zeitweilige Ruhe der Städtepartnerschaft hatte in der jüngsten Vergangenheit auch mit der Corona-Zeit zu tun. Aber jetzt soll es weniger um die Vergangenheit – erinnert sei an die gegenseitigen Chorbesuche, an den Rheinland-Pfalz-Tag in Alzey 2016 oder das große Jubiläeumstreffen der Partnerstädte in Kamenz 2015 (Alzey – 25 Jahre, Kolin 50 Jahre und Karpacz 10 Jahre) – gehen als vielmehr, wie in Zukunft die Beziehungen zwischen Kamenz und Alzey wieder intensiviert werden. Zum einen ging es darum, sich zunächst auf Verwaltungsebene erst einmal persönlich kennenzulernen, hat doch Alzey einen neuen Bürgermeister – Steffen Jung. Er löste 2022 den seit 16 Jahren amtierenden Bürgermeister Christoph Burkhard an der Spitze von Alzey ab. Zum anderen sollten in Gesprächen die Möglichkeiten des Zusammenwirkens auf städtepartnerschaftlicher Ebene neu ausgelotet werden. Die Kamenzer Delegation bestand aus dem Oberbürgermeister Roland Dantz, der Leiterin der Städtischen Sammlungen, Dr. Sylke Kaufmann, dem Referenten des Oberbürgermeisters Thomas Käppler sowie der Verantwortlichen für Städtepartnerschaften Odette Künstler.

Bild 1: Arbeitsgespräch in lockerer Atmosphäre im Stadthaus am Schloss- Außenstelle der Alzeyer Stadtverwaltung Bild 2: Ohne Gastgeschenke reist man nicht zu Freunden: Natürlich waren Jägermeister, Kamenzer Würstchen und Bautzner Senf dabei.

Um es gleich zu sagen, der Empfang war herzlich und die Alzeyer Partner hatten neben dem Arbeitsgespräch auch schönes und informatives Programm vorbereitet, welches den Kamenzer Gästen die Stadt Alzey in ihren verschiedensten Facetten und in den neuesten Entwicklungen nahebrachte. Hier sei besonders hervorgehoben, dass es der Stadt Alzey gelungen ist, dass sich die Firma „Eli Lilly and Company“ – ein international tätiges und forschendes Pharmaunternehmen – ansiedelt. Dabei geht es um eine Investition von rund 2,3 Milliarden Euro und die Schaffung von bis zu 1.000 Arbeitsplätzen. Das ist gut für die Stadt Alzey, aber auch für den Pharmastandort Deutschland. An die ansetzenden Probleme bei der Lieferung von Medikamenten während der Corona-Krise wird sich jeder noch gut erinnern

Bild 1: Die Steinhalle im Zentrum von Alzey Bild 2: Römische Schätze aus der Vergangenheit von Alzey gut präsentiert.

Ein anderes, kulturelles Feld ist die sogenannte Steinhalle. In diesem im März 2023 fertiggestellten Anbau an das vorhandene Stadtmuseum im Stadtkern fand die Sammlung römischer Steindenkmäler des Alzeyer Museums, besonders der 1929/31 geborgene Fund, den ihr angemessenen Platz. Architektonisch sicher kontrovers in der Bevölkerung diskutiert, ist es ein Museumskomplex, der nicht zu übersehen ist und schon durch seine großen Fenster Einblicke in die Römische Vergangenheit von Alzey gibt.

Doch zurück zum Arbeitsgespräch: Von Alzeyer Seite nahmen neben dem Bürgermeister Steffen Jung, der Büroleiter Sven Lawall, die Sachgebietsleiterin für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kultur, Elena Anesiadis, der Sachgebietsleiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pascal Schmitt, sowie die Auszubildende Simay Akcam teil. Die beiden Stadtoberhäupter machten Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede beider Städte deutlich; so zahlt z.B. Alzey 46 Prozent Kreisumlage, während Kamenz „nur“ 36 Prozent Kreisumlage zu entrichten hat. Interessant waren auch unterschiedliche Finanzierungsvarianten bei Vorhaben; u.a. wurde die Erschließung des Geländes für die Firma „Eli Lilly and Company“ mit Hilfe einer Erschließungsgesellschaft realisiert und auch die Betreibung eines großen Freibades erfolgt mit Hilfe von Gesellschaften sowie durch Querfinanzierungen.

Im Weiteren wurden mögliche Arbeitsfelder der Zusammenarbeit erörtert. Dabei stand natürlich auch der Besuch einer Delegation aus Alzey und ein Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern des Kamenzer Stadtrates zum Festwochenende im Mai in Kamenz sowie ein möglicher Beitrag von Alzey zum Festumzug am 14. September 2024 im Mittelpunkt.

Bild 1: Blick auf einen Weinberg des Weingutes Born, welches jeder, der zum Forstfest im Festgelände Wein trinkt, kennen dürfte. Bild 2: Abschiedsbild: Wenn man sich in Alzey fotografieren lässt dann natürlich vor vollen Weinregalen.

Mittelfristig wird es um Austausch auf kulturellem Gebiet, z.B. die Intensivierung von Auftritten der Chöre beider Städte gehen. Auch der Austausch von Sonderausstellungen der Museen werde ins Auge gefasst. Ebenso könnte die in Alzey geborene Schriftstellerin Elisabeth Langgässer – es gibt in Alzey einen durch die Stadt seit 1988 gestifteten Langgässer-Literaturpreis – als Beispiel für ein Leben in schwierigen Zeiten im Rahmen einer Veranstaltung der Kamenzer Lessing-Tage vorgestellt werden. Dass der Austausch auf der Ebene der Verwaltung, vielleicht auch mit dem Austausch von Azubis, intensiviert werden soll, ist sicherlich auch ein wichtiger Punkt. Letztendlich soll gemeinsam eine Art Eckwertepapier erarbeitet werden, in dem mit einer Priorisierung versehen gemeinsame Arbeitsfelder fixiert werden. Ein Nahziel dabei ist der Besuch einer Alzeyer Delegation im Kamenzer Festjahr 2025, was auch – wie schon erwähnt – einen Beitrag von Alzey zum Festumzug im September 2025 miteinschließen könnte.

Wer ganz sicher im Festjahr, dann sowohl zum Forstfest als auch zum Festwochenende, in Kamenz sein wird, ist das Weingut Born. Seit vielen Jahren die (sehr) gute Adresse für Alzeyer Wein auf dem Festgelände im Spittelforst. Auch hier wurden ersten Absprachen bei einer Stippvisite im Weingut getroffen.  

Insgesamt war der Besuch der Kamenzer Delegation in Alzey ein wichtiger Schritt, gerade in Vorbereitung der 800-Jahr-Feier unserer Stadt die Partnerschaftsbeziehungen mit Alzey wieder stärker aufleben zu lassen. Die handelnden Akteure kennen nun einander persönlich und besser, was den gemeinsamen Vorhaben nur dienlich sein kann.

Bild 1: "der denkmalschützer", gestiftet vom Alzeyer Altstadtverein Bild 2: Und auch in Alzey ist Lessing zu finden (Ausspruch siehe unten).

Und zum Abschluss noch eine kleine Episode: Beim Stadtrundgang kam die Kamenzer Delegation an der Skulptur „der denkmalschützer“, errichtet vom Altstadtverein Alzey – einem Verein, dem sage und schreibe ca. 1.200 Mitglieder angehören, vorbei. In die Skulptur eingearbeitet findet sich folgendes Zitat des in Kamenz geborenen Aufklärers Gotthold Ephraim Lessing, der ein Leitspruch des Altstadtvereins ist, aber genauso gut als Motto für die Städtepartnerschaft zwischen Alzey und Kamenz dienen kann: „Nur die Sache ist verloren, die man selber aufgibt.“

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