Spatenstich für ein Millionen-Projekt "Betreutes Wohnen"

„Drei Dinge sind an einem Gebäude zu beachten: dass es am rechten Fleck stehe, dass es wohl gegründet sei, dass es vollkommen ausgeführt wird.“

Johann Wolfgang von Goethe

Geschäftsführer Reiner E. Rogowski der Oberlausitz-Kliniken gGmbH (OKL – 100%ige Gesellschaft des Landkreises Bautzen) und der Westlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflege gGmbH aus Pulsnitz als Tochtergesellschaft, der Hentschke-Bau-Geschäftsführer Thomas Alscher sowie Oberbürgermeister Roland Dantz legten sich beim ersten Spatenstich am Freitag, dem 2. Juli 2021 ins Zeug. Für fast sechs Millionen EUR soll im ehemaligen Krankenhaus am Damm die Möglichkeit für betreutes Senioren-Wohnen geschaffen werden. Dafür sind immerhin 53 oder 54 Wohnungen sowie Gemeinschaftsräume vorgesehen. Schon jetzt gibt es ca. 25 ernsthafte Interessenten – und das schon vor dem Spatenstich.

Als erster Redner sprach Thomas Alscher und er verkündete das ehrgeizige Ziel, dass im übernächsten Jahr die ersten Bewohner einziehen sollen. Zugleich betonte er die sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Hier sei der große Wille zum Bewegen des ganzen Vorhabens immer spürbar gewesen, wofür er dem Oberbürgermeister und der Verwaltung dankte. In der Einladung der Fa. Hentschke Bau GmbH war das oben abgedruckte Zitat von Goethe eingefügt, auf das Thomas Alscher in seinen Eingangsworten noch einmal Bezug nahm. Es stehe, so Alscher, etwas abseits, aber trotzdem sehr innenstadtnah. Die Vorfahren haben es gut gegründet und dass es jetzt das Vorhaben in seiner neuen, alten Funktion der Unterstützung und Hilfe sehr gut ausgeführt wird, dafür stehe der Name seiner Firma in Zusammenarbeit mit allen anderen Beteiligten. Zudem habe man mit der OKL und deren Tochtergesellschaft einen guten Partner für die Betreibung gefunden.

Danach begann Oberbürgermeister Roland Dantz mit der Frage, was man jetzt zuerst benötige. Seine Antwort: Vertrauen und Zuversicht. Und deshalb gelte schon jetzt der Dank an der Fa. Hentschke Bau GmbH sowie an den zukünftigen Betreiber, die OLK, die sich beide – je auf ihre Weise – die Umsetzung dieses großen Vorhabens vorgenommen haben. Auch dankte er seinen Mitarbeitern und denen des Landratsamtes sowie den anderen beteiligten Behörden, darin eingeschlossen auch die DSK (vormals Baugrund), dafür, dass man durch die gemeinsame Kraft heute den Spatenstich vollziehen kann. Auch der Stadtrat habe Vertrauen und Zuversicht bewiesen als es zu Verzögerungen bei der Erteilung der Baugenehmigung kam. Durch entsprechende Beschlüsse habe er mehrere Male gezeigt, dass er hinter dem Vorhaben stehe.

1997 fiel die Entscheidung zur Verlagerung des Krankenhauses an den Rand der Stadt. Nur hier war es möglich, ein nach heutigen Gesichtspunkten modernes Krankenhaus zu errichten. Dies war sicher ein herber Schlag für die Innenstadt, aber unumgänglich. In einem „Grundstücksdeal“ wurden dann zwischen dem Landkreis Kamenz und der Stadt Grundstücke gekauft und verkauft, so dass die Stadt u.a. Eigentümer der Flächen des ehemaligen Krankenhauses werden konnte. Diese gingen als Bestandteil in die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Kamenz-West „Am Damm“ ein. Ca. 4 Mill. EUR, bei einem Eigenanteil der Stadt in Höhe von 1,15 Mill. EUR, wurden mit Erfolg investiert, wenn man das jetzige Vorhaben und die Errichtung der Eigenheime sieht. Hinzu kamen 200.00 EUR für notwendige Sicherungsmaßnahmen (mit einem Eigenanteil von 60.000 EUR) für das vor sich hin schlummernde Gebäude des ehemaligen Krankenhauses. Die Besitzer der Grundstücke im Entwicklungsgebiet waren wohlweislich zum Spatenstich miteingeladen, was als Zeichen eines guten Miteinanders, besonders auch während der Bauphase, aber auch darüber hinaus, gewertet werden kann. Der Oberbürgermeister erinnerte in seiner kurzen Rede an die vorübergehende kulturelle Nutzung des Gebäudes in Form von Kunstfesten, die in dem leider gescheiterten Versuch gipfelte, ein Baselitz-Museum zu errichten. Die Investitionskosten in beträchtlicher Höhe waren gesichert, aber die erforderliche Zusammenarbeit mit dem Freistaat zur Betreibung dieses ambitionierten Projekts kam nicht zustande.

Heute, so der Oberbürgermeister, sei ein wichtiger Tag für Kamenz, der u.a. auch begangen werden kann, weil der Stadtrat an der Entscheidung des Verkaufs an die Fa. Hentschke Bau GmbH festhielt. Im Übrigen sei es schon bemerkenswert, dass sich Johann Gottfried Bönisch vor genau 200 Jahren für ein Krankenhaus für Arme einsetzte, welches dann an diesem Ort 1826 eingeweiht und eröffnet wurde. Und, so weiter Dantz, als eine Ironie könnte man auch anmerken, dass ca. 20 Jahre nach dem das Kreiskrankenhaus in die Nebelschützer Straße umzog, jetzt das kreisliche Unternehmen Oberlausitz-Kliniken gGmbH an die „alte“ Stelle zurückkehrt. Insgesamt sei hier die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Stadt geradezu ein Modellfall gewesen, der als „Blaupause“ für zukünftige Vorhaben dienen kann. Abschließend betonte der Oberbürgermeister, dass der Stadt die Dinge, nicht in den Schoß gefallen seien, sondern nur durch den gemeinsamen Willen aller sowie durch Vertrauen, Zuversicht und harte Arbeit in dieses Vorhaben der sich jetzt abzeichnende Erfolg erreicht werden konnte.

Zum Schluss der kleinen Feier, bei der ca. 50 Teilnehmer anwesend waren, ergriff Geschäftsführer Reiner E. Rogowski der Oberlausitz-Kliniken gGmbH (OKL) und der Westlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflege gGmbH aus Pulsnitz das Wort. Auch er bedankte sich bei allen Beteiligten und verwies auf die gezeigte Einigkeit, welche zum Gelingen beigetragen habe. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, um anhand des biblischen Gleichnisses vom barmherzigen Samariter zum einen festzustellen, dass Nächstenliebe, Pflege und Unterstützung unabdingbare Bestandteile des menschlichen Miteinanders sind, aber zum anderen, dass sie – wie im Gleichnis auch – ihren Preis haben. Hier wünsche er sich eine ehrliche und gesamtgesellschaftliche Diskussion, wie in der Zukunft mit den Fragen der medizinischen Versorgung, der Pflege und Unterstützung umgegangen wird.

Doch nun ging es erst einmal um die Gegenwart, denn hier wurde im Anschluss an den Redeteil der erste Spatenstich mit Schwung und Elan vollzogen.

12.07.2021

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