OB: Das Problem - Corona wird dramatisiert

„Ein Volk in Angst – regiert sich gut“
Ein einfacher Zimmermann

Für seine Rechte eintreten lohnt sich. Es macht das Wesen einer Demokratie aus.

Müssen wir nicht aufpassen?

Ich denke schon. In der letzten Zeit werden Bilder – insbesondere Sprachbilder – produziert, die darauf ausgerichtet sind, auch die wirklich unsinnigsten Vergleichsmöglichkeiten für die jeweils verbreitete These heranzuziehen. So wird vom „Krieg“ gegen Corona gesprochen. So setzt der neue amerikanische Präsident die 500.000 Corona-Toten ins Verhältnis mit den amerikanischen Opfern des Ersten Weltkrieges, des Zweiten Weltkrieges und des Vietnamkrieges. Unsere Kanzlerin spricht sinngemäß von der größten Solidaritätsanstrengung nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Geht es Ihnen auch so, dass dann sofort Bilder des Krieges/der Zerstörung im Kopf erzeugt werden? Und die medialen Verstärkungen, ob in den sogenannten Leitmedien oder im Internet, bringen ihren Teil dazu. Jeden Tag wird eine neue Meldung wie eine „Sau durch das Dorf getrieben“. Galt vorher der Inzidenzwert von 50 als anvisiertes Ziel, war es vor knapp vierzehn Tagen schon der Wert von 35, an dem man aus Sicht der Bundesregierung und der Landesregierungen mantraartig festhalten wollte.

Wenn wir uns daran gewöhnen oder besser daran gewöhnen wollen, dass eine miese Botschaft die andere jagt, dass wir ohne den Begriff „Krise“ nicht mehr leben können, dann geben wir uns als Gesellschaft vielleicht selber auf.

Was wurde in den letzten Jahren nicht alles mit einer extremen medialen Verstärkung in die Welt gesetzt: Finanzkrise – Wirtschaftskrise – Klimakrise – Automobilkrise – u.v.m. Dass auch die Corona-Zeit diese Krisen-Bilder zum Teil zurückgedrängt hat, das liegt vielleicht wirklich in der Natur der Sache. Wenn vor wenigen Wochen im tiefsten Winter die Klimakrise nicht so „hip“ war, meine ich, kann man sogar verstehen. Die Leute hatten schlicht und ergreifend mit dem Schneeschippen zu tun.

Vielleicht sollte uns mehr Zuversicht, mehr Vernunft als Angst bestimmen

Ja. Nach den letzten Tagen ist zum Umgang mit der Corona-Krise und zur Frage, wie wir uns vernünftig verhalten können, einiges ins Rollen gekommen. Natürlich freue ich mich, dass sich z. B. auch der Königsbrücker Stadtrat geschlossen für die Wiedereröffnung von Gaststätten, Geschäften usw. einsetzt. Es ist auch nicht so, dass unsere Meinungen ungehört bleiben.

Es kommt doch nicht von ungefähr, dass selbst der hartnäckigste Vertreter der Beibehaltung von Geschäftsschließungen, der Bayerische Ministerpräsident Söder nun heute, am 23.  Februar 2021 preisgibt, dass die Öffnung der Blumenläden, Gärtnereien und Gartenmärkte in Bayern zum 1. März beabsichtigt wird. Seine Begründung für die Öffnung der Blumengeschäfte ist durchaus interessant.

Er meinte, es handele sich bei Pflanzen um leicht verderbliche Ware.

Was bitte hat dies wiederum mit einem Inzidenzwert zu tun? Die Frage, die uns umtreibt, ist natürlich: Was wird hier für uns in Sachsen gedacht? Was können Gewerbetreibende, Geschäftsinhaber, Sportvereine demnächst erwarten?

Wir müssen die Corona-Pandemie nicht bagatellisieren. Aber müssen wir sie dramatisieren?

Und dies wird leider immer wieder vielleicht sogar sehr zielgerichtet gemacht. Denn wenn Herr Holger Stark, stellvertretender Chefredakteur der größten Wochenzeitung „Die Zeit“ im Morgenmagazin des ZDF – Ausgangspunkt war die Betrachtung von Privilegien für Geimpfte am Beispiel der Regierungspolitik Israels – bezogen auf Deutschland meint: „Wer weder selber für sich eine Gefahr beinhaltet, noch jemand für andere eine Gefahr darstellt, also für andere ansteckend ist, für den wird es sehr sehr schwer, ihm nicht die Grundrechte zu gewähren.  Da geht es nicht mehr um die Frage von Privilegien für Geimpfte, sondern schlicht und ergreifend, ob jemand, der nicht mehr gefährlich ist, nicht einfach ganz normal wieder wird leben können.“

Wird hier nicht völlig überflüssig der Eindruck erzeugt, dass jeder, der nicht geimpft ist, geradezu gefährlich ist! Wird da nicht ein völlig irres Angstgefühl erzeugt, das einer Gemeinschaft und einem normalen Zusammenleben völlig abträglich ist?

Der Ungeimpfte ist nach dieser Auslegung per se gefährlich. Einer, vor dem man sich vorsehen muss.

Dass sich Menschen gegen diese Angstmacherei zur Wehr setzen, dafür habe ich volles Verständnis.

  

Roland Dantz

Oberbürgermeister

Zurück