Neujahrsgruß des Kamenzer Oberbürgermeisters

Liebe Kamenzer Bürgerinnen und Bürger,

werte Gäste und Besucher unserer Stadt,

hatte ich in meinem Weihnachtsgruß den Schwerpunkt auf eine Rückschau gelegt, so möchte ich mit meinen Neujahrsgrüßen mehr den Blick nach vorn wenden.

Erwartungen und Wünsche

Zunächst: Ich bin ein positiver Mensch. Und ich selbst bin neugierig auf das, was kommt. Nun kenne ich auch eine ganze Reihe von Leuten, die ähnlich ticken. Wer mich um Rat fragt, dem empfehle ich, sich über einfache Dinge zu freuen, wie ich es kann, jeden Tag im besten Sinne zu genießen. Einigen wird dies besonders klar, wenn die wichtigste Voraussetzung dafür, die eigene Gesundheit bedroht ist. Also gesund bleiben und Humor behalten sind vielleicht die wichtigsten Voraussetzungen für 2022.

Was können wir sehen? Auch der Jahreswechsel ist lediglich ein Datum, eine Zeitangabe. Wir sind mitten drin im Jahr 2022. Und wenn ich in Richtung der Jahresmitte blicke, dann wird es ganz besonders spannend. Haben wir den Mumm, den Willen und die Kraft, unser Forstfest wieder richtig zu feiern? Ganz frei von Corona-Risiken wird es vielleicht doch nicht sein. Vielleicht hilft uns da auch ein wenig Mut, Zuversicht und Gelassenheit, gerade solche Traditionen einfach weiterleben zu lassen. Zu einem lebenswerten Umfeld gehören kulturelle Angebote, geöffnete Gaststätten und dass sich junge Leute im Alter von 14+ Jahren am Wochenende treffen, Partys feiern können u.v.m.

Dass wir dies im Jahr 2022 gemeinsam erleben können, das wünsche ich uns von ganzem Herzen.

Die Erfahrung z. B. unseres Stadtfestes haben doch gezeigt, dass es geht. Gab es danach einen Anstieg der Inzidenz?

Neuerungen und Investitionen in Kamenz

Wir haben uns auch im Jahr 2022 viel vorgenommen. Die Sanierung des historischen Gebäudes der Lessingschule sowie die Errichtung des Erweiterungsneubaus mit integrierter Stadtbibliothek gehen voran. Wir werden wieder hart an der Verbreiterung unserer wirtschaftlichen Basis arbeiten. Dafür steht die Entwicklung eines 14ha großen Gewerbeparks im unmittelbaren Umfeld des Verkehrslandeplatzes, der insbesondere für die Ansiedlung von weiterem produzierenden Betrieben gedacht ist. Gemeinsam mit der Stadt Bernsdorf sind wir dabei, die Voraussetzungen für ein ca. 27 ha großes Industrie- und Gewerbegebiet zu schaffen. Da die Stadt Kamenz Eigentümerin der wesentlichen Grundstücke ist, kann dies als Gemeinschaftswerk der Stadt Bernsdorf mit der Stadt Kamenz auf den Weg gebracht werden. Wir setzen damit ein deutliches Zeichen innerhalb des sogenannten Kohleausstieges und dem damit verbundenen Strukturwandel.

Die Weiterführung des Ortsentwicklungskonzeptes für den Ortsteil Brauna wird 2022 genauso eine Rolle spielen wie die Vorbereitung eines Teilausbaus der Kamenzer Straße im Ortsteil Lückersdorf.

Da wir gemeinsam mit dem Stadtrat an der Entwicklung, am Wachstum unserer Stadt arbeiten, werden wir uns in diesem Jahr mit der Weiterentwicklung der Grundschullandschaft in unserer Stadt befassen und dazu gehört auch die Fortschreibung der Kita-Bedarfsplanung. Unser Ziel ist es, das familienfreundliche Image unserer Stadt weiter zu stärken. Besonderes freuen wir uns über den Fortschritt der Investition am Barmherzigkeitsstift, wo das Unternehmen Hentschke Bau GmbH weit über 5 Mill. EUR in die Schaffung von ca. 50 seniorengerechten Wohnungen investiert. Und ich glaube auch, dass uns ein großer Wurf gelingt mit der Entwicklung des Wohnstandortes in der Nähe des Steinbruch Sparmann, wo ca. 70 seniorengerechte Wohnungen und ca. 50 sehr attraktive Wohnungen mit gehobenem Standard entstehen werden. Auch am Siedlungsweg vis-à-vis vom EDEKA-Standort entstehen weitere Wohneinheiten. Natürlich gehört die Entwicklung des Hallenbades/Freizeitbades genauso zu den Schwerpunktaufgaben, die wir in diesem Fall in einer Partnerschaft mit dem Landkreis angehen wollen.  Wir haben einen Lösungsansatz gefunden, der deutlich zur Entlastung des Landkreishaushaltes beitragen kann. Wir haben es über privates Engagement geschafft, dass 16 Eigenheimplätze in der Ortslage Wiesa bereitgestellt werden. Und wir haben Anfragen vorliegen, deren Ziel es ist, auch in den Ortsteilen, wie z. B. in Cunnersdorf, in Eigenheimentwicklungen investieren zu wollen.

Aber auch kulturell wollen wir das Angebot in unserer Stadt erweitern bzw. verbessern: So wird ein spannendes Projekt von Dada-Künstlern gemeinsam mit der Stiftung „Pro Gemeinsinn“ entstehen, das sich besonders an Kinder und Jugendliche richtet. Des Weiteren wird die Umgestaltung des Lessinghauses – und hier des Lessing-Museums – vorbereitet, da die Stadtbibliothek voraussichtlich Mitte des Jahres in ihr neues Domizil an der Oststraße zieht. Für die Umgestaltung des Lessinghauses gibt es eine Förderzusage von Bund und Land in Höhe von 2,5 Mill. EUR.

Kamenz als familien- und kinderfreundliche Stadt  

Vergleichen wir die Geburtenzahlen, dann können wir feststellen, dass die Mütter und Väter im Jahr 2021 mit 149 geborenen Kindern „fleißiger“ waren als im Jahr – 134 Kinder – zuvor. Vielleicht haben die eingeschränkten aushäusigen Kontaktmöglichkeiten in Corona-Zeiten dazu beigetragen. Die Konzentration auf die Zweisamkeit hat damit positive Folgen. Eine frühere Prognose des Statistischen Landesamtes und auch unser eigenes Integriertes Stadtentwicklungskonzept (InSek) aus dem Jahr 1999 prophezeiten gerade einmal 100 Kinder für das Jahr 2021. Mit der Erhöhung der Geburtenzahlen haben wir einen Trend, der sich in gutem Sinne fortsetzt. Kinder, die im Jahr 2020 auf die Welt gekommen sind, besuchen im Jahr 2026 oder 2027 die Grundschulen und vier Jahre später, also ab 2030, machen sie etwas anderes – entweder Hauptschule, Oberschule oder Gymnasium. Wir setzen auf Wachstum und die Schulträger, die Stadt Kamenz selbst und auch der Landkreis, sollten dies ebenfalls tun.

Zur Entwicklung der Kamenzer Bevölkerung

Dass Menschen geboren werden und dass wir nicht unendlich leben, gehört zusammen. Dies war schon immer so. Natürlich freuen wir uns vor allem über die vielen Menschen im hohen Lebensalter. Im Jahr 2020 lebten in Kamenz 246 Menschen, die über 90 Jahre alt und zwei, die auf ein über einhundertjähriges Leben zurückblicken können. Ich wage deshalb eine These: Dass im Jahr 2021 mit 278 Sterbefällen weniger Menschen gestorben sind als im Jahr 2020 – 306 Sterbefälle – hängt vielleicht auch damit zusammen, dass wir im Vergleich zu anderen Ländern ein gut funktionierendes System der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen haben. Dies zu erhalten und – bezogen z. B. auf Bedarfe an Intensivbetten – weiter auszubauen, dies ist nicht nur mein Wunsch für das Jahr 2022. Dazu gehört auch, dass wir junge Menschen motivieren und unterstützen, einen Pflegeberuf zu ergreifen. Vielleicht ist es an dieser Stelle auch eine Gelegenheit, allen, die in diesem für unser Leben so wichtigen Bereich arbeiten, besonderes Danke zu sagen und alles Gute im neuen Jahr zu wünschen.

Hier belegen die im Einwohnermeldeamt der Stadt Kamenz erfassten Daten, dass es im Jahr 2020 1.045 Zu- und 803 Wegzüge und im Jahr darauf 866 Zu- und 720 Wegzüge gab. Das bedeutet für 2020 242 und für 2021 146, also insgesamt 388 Zuwanderungsgewinne. Darüber freuen wir uns und es spricht für die Attraktivität des Mittelzentrums Kamenz.

Eine Stadt kann wachsen, wenn das Umfeld stimmt

Wir verzeichnen einen langsam ansteigenden Trend: 2020 17.456 Einwohnerinnen und Einwohner / 2021 17.476 Einwohnerinnen und Einwohner (es handelt sich hier um eine Angabe der im Einwohnermeldeamt der Stadt Kamenz erfassten Daten). Fassen wir die Einwohnerentwicklung zusammen, dann bemerken wir, dass das wirtschaftliche Wachstum in unserer Stadt, die damit verbundene Sicherheit von Arbeitsplätzen und auch die Einkommensentwicklung im Handwerks- und Dienstleistungssektor dazu beitragen, dass wir in den Jahren 2020 und 2021 deutliche Zuwanderungsgewinne verbuchen konnten – und dass dies Unternehmen wie die Accumotive GmbH & Co. KG, die TD Deutsche Klimakompressor GmbH (TDDK), die Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG (Müllermilch) bis hin zur Bosch Chipfabrik und der GlobalFoundries Management Services Limited Liability Company & Co. KG (GlobalFoundries) im Norden von Dresden in diesem Sinne in unsere Region ziehen. Das können wir auch daran ablesen.

Wir bewegen uns zum Ende 2021 auf die 17.500 Einwohnermarke hin. Ein Trend, der behutsam, aber deutlich nach oben verläuft. Zum 1. Januar 2019 starteten wir neu infolge des Gemeindezusammenschlusses mit der Gemeinde Schönteichen mit rund 16.800 Einwohnern.

Für den Landkreis Bautzen ergaben sich im Jahr 2008 rund 329.000 Einwohner und im Jahr 2020 rund 298.000 Einwohner. Damit hat der Landkreis Bautzen erhebliche Bevölkerungsverluste erfahren. Das Mittelzentrum Kamenz verzeichnet einen gegenläufigen Trend. Für die Stadt Kamenz ist, genauso wie z.B. für die Stadt Radeberg und für die Stadt Königsbrück, eine positive Bevölkerungsentwicklung festzustellen.  

Zahlen sind Fakten. Wenn sie richtig ermittelt sind, dann stehen sie und dann ist eben 1 + 1 = 2 und nicht 3. Warum ist das wichtig? Weil aus dieser Entwicklung ersichtlich wird, dass es vorwärts geht, wenn sich u. a. der Landkreis und die Stadt um eine hervorragende Schullandschaft und um die Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur bemühen. Dies zieht private Investitionen im wirtschaftlichen Bereich nach sich. Von der Entwicklung der Mittelzentren partizipiert das Umland. Damit zeigt sich im Weiteren, dass es Sinn macht, in die Entwicklung der Mittelzentren wie z.B. Kamenz, Bautzen, Radeberg und Hoyerswerda zu investieren. Die Dinge sind nicht kompliziert. Die Unternehmen oder Arbeitnehmer fragen sich, habe ich eine wirtschaftliche Perspektive, wird mir hier eine Zukunft geboten, wie sieht es mit einem Freizeitangebot aus – dazu gehört das Schulschwimmen genauso wie der dazugehörige Freizeitsport –, wie attraktiv sind die Verkehrsanbindungen. Und da haben wir, mit den Anstrengungen des Verkehrsverbundes und des Freistaates für den Halbstundentakt in den Hauptverkehrszeiten in Richtung Dresden sehr hinzugewonnen. Natürlich müssen wir uns um solche Fragen kümmern, wo man seine Kinder betreuen lassen kann und ob es ausreichend Krippen- und Kitaplätze gibt bzw. wie es mit der medizinischen Versorgung aussieht. Deshalb ist der Krankenhausstandort Kamenz und auch das ärztliche Versorgungsangebot so wichtig. Und so freuen wir uns, dass sich zwei Ärzte, genauer ein Arzt und eine Ärztin in Kamenz im Jahr 2022 neu niederlassen werden.

Das alles sind Fragen, die mit den richtigen Antworten dazu führen, dass sich private Investoren, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für den Lebensstandort Kamenz oder dessen Umland entscheiden.

In diesem Sinne gehen wir, liebe Bürgerinnen und Bürger, zuversichtlich in das Jahr 2022, sehen mehr die Chancen, indem wir auch Risiken realistisch einschätzen, nehmen uns nach dem obenstehenden Zitat vor, dass neue Jahr als Motor zu nutzen.

Dafür wünsche ich uns viel Erfolg, vor allem Gesundheit und natürlich das Quentchen Glück, was jeder in seinem Leben braucht.

 

Roland Dantz

Oberbürgermeister der Lessingstadt Kamenz

Zurück