Kamenzer Firma erhält Fördermillionen
Wir haben gesagt, wir machen das.“
Die erfolgreiche Kamenzer Firma Liofit GmbH bekommt Fördermillionen
Die Firma Liofit GmbH ist kein unbekanntes Unternehmen mehr. Es gibt sie seit 2013 mit dem Ziel der Reparatur und des Recyclings von Fahrradakkus. Seitdem ist sie beständig gewachsen hinsichtlich der Mitarbeiterzahl, aber auch der Umsätze. Und so ist es kein Zufall, dass die Fördermittelgeber – Bund und Land – Vertrauen in das Geschäftsmodell dieser Firma haben. Mittwoch, der 10. März 2021 war ein großer Tag für die Liofit GmbH und für Kamenz. In einer kleinen, corona-angepassten Festveranstaltung wurde dem Geschäftsführer der Liofit GmbH, Dr. Ralf Günther, der Fördermittelbescheid des Freistaates Sachsen und der Bundesrepublik Deutschland übergeben. Mit 54 Prozent (also 2.839.714,00 EUR) der Gesamtkosten unterstützen damit die beiden Fördermittelgeber ein innovatives und nachhaltiges Recyclingvorhaben.
Zunächst begrüßte Oberbürgermeister Roland Dantz (oben Bild 1) als Hausherr die Teilnehmer der Veranstaltung, die nicht nur corona-bedingt im Rathaus stattfand, sondern was auch als Symbol der guten Zusammenarbeit zwischen Stadt und Wirtschaft verstanden werden kann. Er erinnerte an das erste Zusammentreffen mit Dr. Günther und sah – mit Augenzwinkern – den Werdegang dessen Firma aus einer „Garage“ ähnlich wie bei der weltbekannten Software-Firma. Wenn das keine Aussichten sind! Außerdem merkte er an, dass der Erfolg von Liofit neben dem unternehmerischen Mut auch im gemeinsamen Zusammenwirken, ein Vorgehen, dass sich in der Vergangenheit immer als erfolgreich erwiesen hat, begründet ist, was auch auf die gegenwärtigen Ambitionen zur Schaffung eines gemeinsamen Wissenschaftsstandorts in der Oberlausitz zutrifft.
Im Anschluss trat Dr. Günther (oben Bild 2) ans Rednerpult und es war ihm die Aufregung anzusehen, aber auch der Stolz als er über die Entwicklung seiner jetzt von ihm und seinem Sohn Rico geführten Firma berichtete. Er machte an seiner Biografie deutlich, dass eine Krise auch eine Chance sein kann, denn nach der Schließung seiner Arbeitsstelle in Dresden, war er gezwungen, sich neu zu orientieren. Das war dann die Geburtsstunde der Liofit GmbH. In diesem Zusammenhang betonte er, dass er in Kamenz vom Oberbürgermeister bis zur Wirtschaftsförderung auf „Kümmerer“ getroffen sei, die gerade bei den ersten Schritten Unterstützung gaben. Dr. Günther sieht besonders in drei Faktoren den Erfolg: strikte Kundenorientierung, hervorragend ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie hohe Qualitätsstandards in der Produktion. Hinzu kam noch ein familiärer Umstand, da sein Sohn mit Maschinenbaustudium sowie Elektronik- und Programmierkenntnissen mit in die Firma einstieg.
Bei dem jetzt geförderten Projekt geht es um die Wiederverwertung von Fahrradakkus, die sich auch ökonomisch lohnt, mit anderen Worten die Fahrradakkus wandern nicht in den Hochofen, sondern große Teile davon werden ökologisch sinnvoll recycelt. Vereinfacht gesagt geht es z.B. darum, defekte Akkus zu zerlegen, den im Zellpaket noch gespeicherten Strom für den Recyclingprozess zu nutzen, um anschließend das Zellpaket gefahrlos schredddern zu können. Das Schreddergut, die die sogenannte Schwarzmasse, kann dann zu über 90 Prozent für die Herstellung neuer Akkus verwendet werden. werden. Auch Dr. Günther nahm den Gedanken der Gemeinsamkeit auf, indem er deutlich machte, dass ohne diese Art der Zusammenarbeit wirtschaftlicher Erfolg nicht bzw. schwerer möglich sei und er sprach den Dank an alle aus, die zur Bewilligung des Vorhabens und dessen Förderung beigetragen haben.
Danach ergriff – als Vertreter eines Fördermittelgebers – der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Marco Wanderwitz, das Wort (oben Bild 3). Er macht auf die regionale, sächsische, deutschland- und europaweite Bedeutung dieses Förderungsvorhabens aufmerksam. Neben dem eigentlichen ökonomischen Vorgang geht es auch um Wachstum, gerade im Osten Deutschlands. Es sind eben diese innovativen und nachhaltigen Ideen und Projekte, die dazu beitragen können und die dafür sorgen, dass die Kompetenzen, das Verständnis, die Technologien dafür im Land und in Europa bleiben. Was dadurch u.a. vermieden wird, sind Abhängigkeiten, wie sie sich in jüngster Zeit z.B. bei der Masken- und Impfstoffproduktion zeigten. Insofern sind die Fördermittel gutangelegtes Geld, zumal es sich hier auch um ein kleineres Unternehmen handelt, da nach landläufiger Meinung diese eher durch das Fördernetz fallen bzw. nicht erfasst werden. Dies freute Wanderwitz, da damit auch das Gegenteil bewiesen werden kann und er wünschte dem Geschäftsführer, seiner Belegschaft und dem Unternehmen insgesamt alles Gute und viel Erfolg.
Der sächsische Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig, wurde krankheitsbedingt durch seine Staatssekretärin Ines Fröhlich (oben Bild 4) vertreten. Auch sie betonte das gute Zusammenwirken von Freistaat und Bund bei diesem Fördervorhaben und den Mut von Dr. Günther sich dem manchmal schwierigen Förderprocedere zu stellen. Insgesamt, so die Staatssekretärin, sei das Projekt von Liofit ein Akt der Zukunft sowohl in ökonomischer als auch ökologischer Hinsicht, womit sie Gedanken ihrer Vorredner noch einmal aufgriff und dem Ganzen ein gutes Gelingen wünschte.
Zum Schluss der Veranstaltung übergab Dr. Günther Landrat Harig (unten Bild 2) das Wort. Er zollte dem Geschäftsführer der Liofit GmbH großen Respekt und Anerkennung für den unternehmerischen Weg, den er mit seiner Firma im letzten Jahrzehnt gegangen ist. Auch er nahm den Gedanken des Gemeinsamen einmal auf, indem er dem Bund, dem SMWA, der Beigeordneten des Landkreises Bautzen sowie der Stadt Kamenz für das Engagement dankte. Landrat Harig sieht in dem Recycling-Projekt für Fahrradakkus eine Art Pilotprojekt im Kleinen, was als Modell für Überlegungen zum Recycling von Auto-Batterien dienen kann und schon von daher erfolgreich sollte.
Der Anlass der Übergabe des Fördermittelbescheides im Rahmen des „Important Projects of Common European Interest – IPCEI EuBatIn“ für das Vorhaben „Second-Life-Scenarien und Li-Batterie-Recycling“ war dazu angetan, gemeinsam mit einem Glas Sekt anzustoßen (untenBild 3), ehe man sich zu einem gemeinsamen Foto vor dem Fördermittelbescheid zusammenfand und zur Betriebsstätte der Liofit GmbH fuhr, um sich direkt vor Ort vom Stand der Dinge zu überzeugen (unten Bild 4).
10.03.2021