Gedanken zum gegen- wärtigen Corona-Lockdown

Gedanken zum gegenwärtigen Corona-Lockdown – Wie weiter?

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

uns erreichte am heutigen Tag eine Anfrage des MDR-Regionalstudio Bautzen / Ostsachsen / Sorbisches Programm:

„… derzeit schließen sich Geschäftsinhaber unter dem Hashtag „Wirmachenauf“ zusammen und wollen kommenden Montag (11.01.2021) ihre Geschäfte entgegen der geltenden Corona-Schutz-Verordnung öffnen. Es ist davon auszugehen, dass sich auch Geschäfte im Landkreis Bautzen an dieser „Aktion“ beteiligen werden. Wie bereitet sich das Ordnungsamt Bautzen [gemeint ist hier Kamenz] in seinem Bereich darauf vor?  Welche konkreten „Maßnahmen“ sind seitens des Ordnungsamtes geplant?“

Meiner Meinung nach ist die hier aufgeworfene Fragestellung nicht einfach und schon gar nicht allein aus einer Verwaltungsperspektive heraus zu beantworten. Gehört nicht auch der Blick aus der Perspektive der betroffenen Einzelhändler, der betroffenen Handelstreibenden in erster Linie dazu?

Das Weihnachtsfest liegt erst wenige Tage zurück – das Weihnachtsgeschäft, der notwendige Umsatz für den Einzelhandel blieb aus. Von daher verstehe ich, dass die Gewerbetreibenden, die betroffenen Einzelhändler, die betroffenen Inhaber von Gaststätten eine Perspektive brauchen.

Zeitgleich zu der oben aufgeführten Anfrage ist uns eine Mitteilung des Handelsverbandes Sachsen (siehe unten) zugegangen, aus der sehr klar ersichtlich ist, worum es in den nächsten Tagen geht.

Was haben wir? Rückschauend stiegen die Infektionszahlen in den letzten Wochen extrem an. Die Krankenhauskapazitäten gerieten und geraten an ihre Grenzen. Und es ist auch für unsere Stadt zu verzeichnen, dass die Anzahl der Verstorbenen gegenüber dem Durchschnitt der letzten drei Jahre um ca. 13 % angestiegen ist. Ein Zufall? Wohl eher nicht.

Wir bewegen uns als Gemeinschaft in einem Dilemma. Geschäfte mussten bisher schließen, um Kontakte und Kontaktmöglichkeiten zu reduzieren. Zwischenzeitlich wurden Impfzentren geschaffen. Die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, wird in den nächsten Wochen massiv verbessert werden.

Und jetzt biete ich folgende Überlegung an: Nehmen wir mal an, dass es gelingen würde, dass der überwiegende Teil der über 60-jährigen im nächsten Vierteljahr immunisiert werden könnte. Wäre es nicht denkbar, dass dann die Belastung für die Krankenhäuser sinkt und wäre es nicht auch denkbar, dass dann das Risiko, an oder mit Corona zu sterben, erheblich gemindert werden könnte? Wer von Bundes- oder Landespolitik erwartet, dass einfach Geschäfte geöffnet werden, sollte vielleicht zugleich dafür eintreten, dass wir diesen Lösungsweg in Erwägung ziehen.

Ich bin weder Virologe noch Mediziner. Das wissen die meisten. Aber ich würde auch zum jetzigen Zeitpunkt im Sinne einer Wette nicht daraufsetzen, dass Infektionszahlen in den nächsten Monaten per se von allein heraus sinken. Und wer dann auf den Gedanken kommt, ob dies vielleicht nicht eine Impfpflicht „durch die Hintertür“ sei, dem antworte ich ganz klar: Das ist sie nicht! Aber es wäre ein möglicher Ausweg, mit persönlicher Bereitschaft dazu beizutragen, dass die Corona-Pandemie nicht auf dem Rücken der Selbstständigen, der Einzelhändler, der Gewerbetreibenden und Gastronomen ausgetragen wird. Diejenigen, die mit ihrer eigenen künstlerischen und kulturellen Arbeit ihre Existenz sichern, sind selbstverständlich in diese Betrachtung mit inbegriffen.

Und aus dieser Sicht kann ich sowohl im gewissen Sinne den Protest/Weckruf „Wir machen auf“ und eben auch in besonderer Weise den Aufruf des Handelsverbandes Sachsen verstehen.

Roland Dantz

Oberbürgermeister

der Lessingstadt Kamenz

Mitteilung des Handelsverbandes Sachsens e.V.

08.01.2021

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