Das Kamenzer Forstfest im Jahr 2020
Es wird in diesem Jahr nicht in den gewohnten Formen stattfinden
Es entbehrt nicht einer traurigen oder bitteren Ironie, dass in dem Jahr, in dem der Freistaat Sachsen das „Kamenzer Forstfest“ für die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nominiert hat, das Stattfinden der Traditionsveranstaltung in seiner herkömmlichen bzw. althergebrachten Art mehr als in Frage gestellt ist.
Dazu hat sich das Forstfestkomitee in seiner letzten Beratung verständigt. Es war eine sachliche, aber auch mit Wehmut geführte Diskussion, besonders vor dem Hintergrund der neuesten Corona-Schutz-Verordnung, die besagt, dass Großveranstaltungen mit einer Teilnehmerzahl von mehr als 1000 Personen bis zum 31. August 2020 untersagt sind. Darüber hinaus gelten sicherlich auch zukünftig besondere Hygienebedingungen und Abstandsregelungen.
Es ist insgesamt eine schwierige Situation, da jetzt die Entscheidung getroffen werden muss. Denn, auch wenn die Akteure im Verlauf der Zeit eine bewährte Routine in der Vorbereitung unseres Schul- und Heimatfestes erlangt haben, so bedarf es eines ausreichenden zeitlichen Vorlaufs in der Organisation. Würde man die Entscheidung zum Stattfinden des Forstfestes weiter rausschieben, müssten die Vorbereitungen inhaltlicher (So hätte z.B. schon jetzt mit dem Einstudieren der Programme für das Turnen begonnen werden müssen.), organisatorischer und finanzieller Art loslaufen, auch auf die Gefahr hin, dass dann die getätigten Aufwendungen und Bemühungen umsonst waren, weil das Forstfest eben nicht stattfindet. Es war und ist keine einfache Entscheidung!
Es ist kein wirklicher Trost, wenn lt. dem Stadtarchivar auch in der Vergangenheit, besonders während der Kriegszeiten, das Forstfest bereits ausfallen musste, so z.B. im I. und II. Weltkrieg. Aber auch 1953 wurde es aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr durch Kinderlähmung abgesagt. Inwieweit eventuell auch politische Überlegungen nach dem Juni 1953 eventuell eine Rolle gespielt haben, wäre noch zu klären.
Auch eine mögliche Termin-Verschiebung wurde im Forstfestkomitee besprochen. Dies würde sich aber aus vielerlei Gründen als schwierig gestalten. Zum einen steht im neuen Schuljahr das Nachholen des schulischen Stoffs im Vordergrund bzw. die Organisation eines Schulalltags, der sich der vorangegangenen Normalität wieder nähert; zum anderen ist die Absprache mit den Schaustellern im Forst kompliziert, da sie in der Regel an relative feste Abläufe ihrer Tourplanung gebunden sind. Außerdem, so auch Meinungen im Forstfestkomitee, sollte von den traditionellen Zeiträumen des Kamenzer Forstfestes – Stichwort Bartholomäus-Woche – nicht abgewichen werden.
Aus all diesen Gründen hat das Forstfestkomitee – angesichts der derzeitigen Beschränkungen durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Unwägbarkeiten – schweren Herzens die Empfehlung ausgesprochen (oder besser) die Entscheidung getroffen, auf die Durchführung des Kamenzer Forstfestes in seiner traditionellen Form – so wie wir es kennen und schätzen – in diesem Jahr zu verzichten.
Wir werden sehen, ob es den einen oder anderen Einfall gibt, mit pfiffigen Ideen trotzdem in der Forstfestzeit Flagge zu zeigen.
Ihr
Roland Dantz
Oberbürgermeister
Vorsitzender des Forstfestkomitees